AUS DEM HL. EVANGELIUM NACH MATTÄUS 16. 21-27
In jenen Tagen begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen.
Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe; er sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!
Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.
Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?
Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen.
Predigt von Mag. Dr. Johannes Okoro, Bischof emeritus
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wenn sie diesem heutigen Evangelium aufmerksam zugehört haben. Mir ist so vieles durch den Kopf gegangen. Meint Jesus, dass wenn wir ihm nachfolgen wollen, unsere Beziehungen aufgeben müssen. Meint er wirklich, dass ich mich selber nicht ernst nehmen darf. Sondern nur ihn alles schenken muss. Meint er tatsächlich, alles zu verkaufen, um Arm zu sein. Als ich weiter dieses Evangelium las, fand ich das eigentliche, was er mir mitteilen wollte. Dieses verstehen des Kerns der Mitteilung ist eine grundsätzliche Voraussetzung, um überhaupt Glauben zu können. Es geht um meine und deine Entscheidung. Als Christ oder Christin muss ich gründlich überlegen, was ist für mich wertvoll im Leben. Was ist mir wichtig. Usw. Die Möglichkeit der Entscheidung ist uns Tag für Tag gegeben. Meine Entscheidung kann mich näher zu Gott bringen oder nicht. Meine Entscheidung kann mir Hoffnung oder Dunkelheit schenken. Entscheidungen zu treffen, sind nicht einfach. Heutzutage spricht man von Kopf oder Bauch Entscheidungen. Ich möchte eine Geschichte von Tolstoi vorlesen, der berühmte russische Dichter, die uns verdeutlicht, dass jede Entscheidung, kann leben oder Tod mit sich bringen. Hier trifft Einen eine Kopfentscheidung.
- „Einem armen Bauern, der kaum das nötigste zum Leben hat, wird eines Tages ein unerwartetes Glück zuteil. Ein reicher Grundbesitzer erlaubt ihm, soviel Land als sein Eigentum zu erwerben, wie er in der Zeitspanne zwischen Sonnenaufgang und Untergang zu Fuß umschreiten kann. Die einzige Bedingung: Er muss, wenn die Sonne untergeht, genau wieder an dem Punkt angekommen sein, an dem er morgens aufgebrochen ist. Zunächst ist der arme Bauer überglücklich, weil er bei weitem nicht den ganzen Tag brauchen wird, um soviel Land zu umwandern, wie er zu einem reichlichen Lebensunterhalt braucht. So geht er frohen Mutes los, ohne Hast, mit ruhigem Schritt. Doch dann kommt ihm der Gedanken, diese einmalige Chance auf jeden Fall auszunützen und soviel Boden, wie nur eben möglich zu gewinnen. Er malt sich aus, was er alles mit dem Neugewonnenen Reichtum anfangen kann, wozu er ihn verwenden will. Sein Schritt wird schneller und er orientiert sich am Stand der Sonne, um nur ja nicht den Zeitpunkt zur Rückkehr zu vergessen. Er geht in einem großen Kreis weiter, um noch mehr Land zu erhalten. Dort will er noch einen Teich hinzubekommen, hier eine besonders saftige Wiese und da wiederum ein kleines Wäldchen. Sein Schritt wird hastig, sein Atem wird zum keuchen, der Schweiß des Laufens und der Schweiß der Angst treten ihm auf die Stirn. Endlich mit letzter Kraft ist er am Ziel angekommen. Mit dem letzten Strahl der untergehenden Sonne erreicht er den Ausgangspunkt, ein riesiges Stück Land gehört ihm- doch da bricht er vor Erschöpfung zusammen und stirbt. Sei Herz war der Belastung nicht gewachsen. Es bleibt ihm jenes winzige Stück Erde, in dem er beerdigt wird, mehr braucht er jetzt nicht mehr.“
Der Evangeliumstext mahnt: Prüfe deine eigenen Entscheidungen und Kräfte. Tue nichts, womit du dich übernimmst. Damit nämlich verfehlst du nur dein Ziel, ein Leben in Fülle. Nachfolge Jesu muss immer eine Herzentscheidung. Überlege dir gut, was du tust. Mit dir selber, mit den Mitmenschen um dich und mit deinem Gott. Natürlich müssen wir es uns schon gut überlegen, ob wir die Nachfolge Jesu antreten wollen. Aber Gott will uns damit nicht überfordern. Vielmehr freut er sich darüber, wenn wir entspannter und erlöster, glücklicher und gelassener Leben.